"Gedanken-Übertragung"
Aphorismen-Wettbewerb 2010
Gedankenblitze, die überzeugten.
Die Gewinner des Aphorismen-Wettbewerbs 2010 stehen fest.
In diesem Jahr haben der Förderverein des Deutschen Aphorismus-Archivs und des Stadtmuseums Hattingen zum zweiten Mal einen Aphorismus-Wettbewerb durchgeführt, dieses Mal zum Thema "Gedanken-Übertragung", das zugleich das Leitthema des nächsten, des immerhin schon 4. Aphoristikertreffens im November 2010 sein wird. An diesem literarischen Wettstreit in der kurzen Gattung haben sich 361 Autorinnen/Autoren aus dem In- und Ausland beteiligt. Die meisten Einsendungen kamen aus NRW (85), gefolgt von Baden-Württemberg (29), Bayern (23) und Berlin (21). Die Jury bestand aus dem Bochumer Schriftsteller Hugo Ernst Käufer, dem Aphorismusforscher Dr. Friedemann Spicker, dem Vorsitzenden des Fördervereins DAphA Hattingen e.V., Dr. Jürgen Wilbert, Petra Kamburg, der Leiterin des Stadtmuseums Hattingen, und Roland Römer, dem Redakteur des Hattinger Stadtspiegels, der beim diesjährigen Wettbewerb der lokale Medienpartner war. Die Juroren hatten es nicht leicht, aus den rund 1800 Geistesblitzen am Ende die preiswürdigen Einfälle auszuwählen.
"Gedanken sind unhöflich. Sie kommen ohne anzuklopfen." Mit solch knappen und scharfsinnigen Beiträgen wie diesem hat der Berliner Harald Schmid den 1. Preis gewonnen, neben einer Originalradierung, dem "Hattinger Igel" einen Scanner/Drucker/Kopierer, den der "Hattinger Stadtspiegel" gestiftet hat. Der erste Preisträger, Jahrgang 1946, überzeugte die Jury u.a. mit seinem "sprachlich einfachen Hinweis auf die politische Notwendigkeit der Nonkonformität", wie sie etwa im folgenden Satz zum Ausdruck kommt: "Wo viele einer Meinung sind, ist die Meinungsfreiheit in Gefahr."
Der zweite Preis (neben dem "Hattinger Igel" eine Digitalkamera, gestiftet vom Hattinger Fotohändler Tischler) ging an Horst A. Bruder aus Grünstadt. Hier lobte die Jury vor allem den gekonnten Einsatz von paradoxen Elementen. So stammen die beiden folgenden Texte aus einer Feder: "Es gibt ein Schweigen, das jede Stille hörbar macht." / "Wer sich verstellt, gibt sich zu erkennen."
Den dritten Rang sicherte sich Holger Seitz aus Wallertheim (Rheinhessen). Bei ihm war es die Lapidarität, die überzeugte. Textbeispiele: "Alles Unerreichbare ist gleich weit entfernt." / "Alles bewegt sich auf den Anfang zu.". Er erhielt neben der Zeichnung des "Hattinger Igels" - erstellt vom Hildener Künstlern H.J: Uthke - einen MP3-Player (ein weiterer Preis des Stadtspiegels).
Die drei Erstplatzierten waren bei der Preisverleihung am 6.5. im Stadtmuseum persönlich anwesend und stellten dem Publikum eigene Texte aus dem frisch gepressten Band zum Wettbewerb vor. Anwesend war auch noch die Fünftplatzierte, Barbara Ming aus Ratingen; sie erhielt als kleine Anerkennung ein hochwertiges Schreibset (gestiftet von der Papeterie Wirth). Ihre originellen Kurzprosatexte fanden großen Anklang beim Publikum. Hier zwei Beispiele: "Männlich gesehen ist das Weibliche sächlich." / "Lachen die Hühner sich tot, bleibt dem Hahn nur die Kirchturmbesteigung." Der 4. Preis ging an Frank Rawel aus Michendorf (in der Nähe von Berlin): "Grundsatz: ein auf Grund gelaufener Satz." / "Halbwahrheiten sind doppelt zäh."
Die Plätze 6 - 10 wurden durch Buchgutscheine von Thalia honoriert. Sie gingen an Harald Kriegler aus Bitterfeld, Tobias Grüterich aus Bonn, Burckhard Garbe aus Immenhausen bei Kassel, Wolfgang Mocker aus Berlin (da er im Sommer 2009 gestorben ist, hat Viola Mocker seine Aphorismen eingesandt) - und Hans-Joachim Uthke, den Zeichner aus Hilden. Die Texte der ersten 30 sowie weitere lesenwerte Aphorismen zum Thema "Gedanken-Übertragung" sind nachzulesen in der Anthologie zum Aphorismenwettbewerb 2010, die im Brockmeyer-Verlag Bochum erschienen ist. In diesem Band sind auch Illustrationen von Uthke enthalten, u.a. zum Vergleich von Wilhelm Busch "Lästige Gedanken - zudringliche Stechmücken." Das Buch ist im Hattinger Buchhandel erhältlich.
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