A P H O R I S T I K E R T R E F F E N
Größe im Kleinen.
Der Aphorismus und seine Nachbarn

Presseschau


5. Internationales Aphoristikertreffen 2012
Abschlußveranstaltung Kabarett

Gott googelt und die Kirche bräuchte ein Update

5. Nov. 2012

Hattingen. Kabarettist Ingo Börchers beklagt im Stadtmuseum den immer größeren Einfluss der Internet-Suchmaschine auf unser Leben

„Die Welt ist eine Google. Das ist nicht sächsisch, das ist die Wahrheit“, sagt Ingo Börchers. Der Kabarettist aus Bielefeld setzte im Stadtmuseum Blankenstein den Schlusspunkt des fünften Internationalen Aphoristikertreffens.

Schon beim Titel „Die Welt ist eine Google“ wurde schnell klar, worum sich der Auftritt drehen würde. Um den immer größer werdenden Einfluss der sich ständig verändernden Technik auf unseren Lebensalltag. Im Mittelpunkt stand die Internet-Suchmaschine Google und ihre Bedeutung für den modernen Menchen. „Eigentlich ist es gar nicht mehr wichtig, ob wir etwas wissen, sondern nur, dass wir wissen wo wir Wissen finden. Wir haben Google News und Google Earth, Google Maps für Landkarten und Gugelhupf für Tortendiagramme.“

300 Millionen Suchanfragen bekomme das Unternehmen täglich in Deutschland. „Wer hat einen Tag ohne Google verbracht?“, fragt Börchers. Ein paar Hände der rund 40 Gäste gehen nach oben. „War es eine bewusste Entscheidung? Eine Google-Diät?“, scherzt der Kabarettist. Kürzlich habe er in Michelstadt im Odenwald die Frage gestellt, alle Hände im Publikum gingen hoch. „Da dachte ich, ok Ingo, hier musst du ganz von vorne anfangen.“

Eindringlich warnt er vor dem Einfluss des Suchmaschinen-Giganten. „Google hat mehr als ein Auge auf uns geworfen. Google fragt nicht, was es für uns tun kann, wir müssen uns fragen, was wir für Google tun.“ Dies sei ein Spiel auf Gegenseitigkeit. Google sei nicht nur allwissend, sondern auch allgegenwärtig. „Ist Google damit Gott?“, fragt sich Börchers. Wenn man bei Gott eingebe erhalte man 57 Millionen Treffer. „Gibt man Google ein kommen eine Milliarde Treffer.“ Der Teufel habe nur neun Millionen Treffer. „Das ist super, der Teufel ist nichts im Vergleich zu Gott und Google. Die beiden sollten fusionieren. Komisch, dass Google die Kirche noch nicht geschluckt hat.“ Sie bräuchte ohnehin ein Update. „Kirche 2.0. Christi Himmelfahrt versteht niemand mehr. Korrekt müsste es heißen Jesus upload.“ Bei religiösen Erscheinungen müsste sich am Himmel ein Pop-Up-Fenster öffnen, Gott postet Abraham, lade mir den Erstgeborenen hoch.“


Hohe Literatur verpackt in Musik

WAZ Hattingen, 2. Nov. 2012

Hattingen. Zum Beginn des fünften internationalen Aphoristiker-Treffens tritt Oliver Steller im Stadtmuseum auf. Der Rezitator überzeugt mit ausgewählten Werken des deutschen Aufklärers Lessing

Gotthold Ephraim Lessing. Einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Aufklärung. Doch Oliver Steller sagte er zunächst nicht viel. „Lessing war für mich früher eher nur eine gelbe Erinnerung aus der Schule“, scherzt der Rezitator und macht damit eine Anspielung auf die kleinen Reclam-Hefte. Mittlerweile kennt Steller viele Texte von Lessing auswendig und verarbeitet sie in Liedern. Im Rahmen des fünften internationalen Aphoristiker-Treffens trat er im Stadtmuseum auf.

Steller stellte den deutschen Dichter vor, klapperte dazu sein gesamtes Leben ab und wählte abschnittsweise Lebensphasen aus, die er zur Rezitation nutzte. So wechselten sich Vortrag und musikalische Einlagen ab. „Er ist ein Pferd, das doppelt Hafer haben muss“, zitiert Steller den Direktor des Zöglings Lessing. Der Dichter war sehr intelligent, schloss die Schule gut ab und fing an zu studieren. Erst Theologie, später Medizin. Einen Abschluss machte er allerdings nie.

Oliver Steller arbeitet mit einer präzise auf die Gedichte abgestimmten Stimmlage. Damit schafft er es, durch passende Betonungen die entscheidenden Akzente zu setzen und die Intention von Lessing wiederzugeben. Manchmal spricht er dazu auch in mehreren Stimmlagen. Beispielsweise, wenn mehrere Personen in einem Werk vorkommen. Beispielsweise zitiert er den Tod, wie er mit Lessing spricht: „Lebe, bis du satt geküsst, und des Trinkens müde bist.“ Seine wechselnde Mimik hilf, die Stimmung zu verdeutlichen. So lässt er den Dichter lebendig werden.

Während der Songs geht Steller ähnlich vor. Mithilfe von kleinen Pausen vor dem entscheidenden Satz bringt er die Nachricht von Lessings Gedichten oder Briefen genau auf den Punkt. Die Verse verändert er dabei nicht. Oft wählt er auch Epigramme aus, die lustig herüberkommen. „Ein einzig böses Weib lebt höchstens in der Welt. Nur schlimm, dass jeder seins für dieses einzige hält“, spricht Steller mit erhobenem Finger.

Lessing schrieb früher auch einige Theaterstücke. Steller beweist mit seinen beiden Musikern Bernd Winterschladen und Dietmar Fuhr ebenfalls schauspielerisches Talent. Zum Gedicht „Die Faulheit“, das Lessing schrieb, nachdem der für den preußischen König Friedrich II. als Generalsekretär gearbeitet hatte, spielen sie auf den Instrumenten zunehmend träger. Steller selbst fängt im Vers an zu gähnen und setzt sich auf die Bühne nieder. Eine lebendige und moderne Inszenierung der alten Werke.

Die Vorstellung kommt bei den Gästen gut an. Die Witze bringen sie immer wieder zum Lachen und nach jeder Rezitation klatschen sie.

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5. Internationales Aphoristikertagung 1. - 3. November 2012

Auf der Suche nach dem eigenen Wert

WAZ Hattingen, 2. Nov. 2012

Hattingen. Aphoristiker diskutieren im Stadtmuseum über die Bedeutung des Aphorismus und dessen Einfluss auf andere

Werte und Wertung. Zwei unterschiedliche Begriffe, die jedoch eng miteinander verbunden sind. Denn in der Regel schließt einer den anderen nicht aus, sondern hängt vielmehr auch von ihm ab. Beim fünften internationalen Aphoristiker-Treffen waren die Werte und die Wertung des Aphorismus eines der Tagungsthemen im Stadtmuseum.

Dr. Friedemann Spicker, Leiter des Deutschen Aphorismus-Archivs, hatte dazu einen kleinen Vortrag vorbereitet, in dem er sich dem Thema annäherte. „Bei unserer Frage muss man dazu sagen, dass Fragen um die Bedeutung von Werten oft ins Bodenlose verlaufen“, merkt er im Plenum an. Das soll bei der Erarbeitung des Tagungsthemas vermieden werden.

Spicker spricht einen „doppelten Boden“ an, auf dem sich die Frage um die Werte und die Wertung des Aphorismus stützen muss. „Wir wollen einerseits die Funktion des Werteträgers oder Wertevernichters betrachten, andererseits die Wertschätzung, wenn der Aphorismus einen Wert hat“, erklärt Spicker. Die Tagungsteilnehmer konzentrieren sich auf seine Worte, um später in einer Kleingruppen-Arbeit nicht den Faden zu verlieren. Denn darauf möchte Spicker aufbauen. Auf dem Gedankengut der versammelten Aphoristiker, das nach Ende der Tagung in einem Band gesammelt wird.

Kollegialer Austausch und Grundsatzfragen bestimmten die Gesprächsrunden. Überlegungen, die sich auf die literaturwissenschaftliche Basis stützen, um die Gattung des Aphorismus zu bestimmen. Aber auch Bezüge aus der Gesellschaft kommen während der Kleingruppenarbeit zum Anklang. Praktische Beispiele, in denen der Aphorismus eine Rolle spielt. „Das Entscheidende am Aphorismus sind Denkanstöße, die er vermittelt. Sie sollen beim Lesenden oder Hörenden ihre eigene Wirkung zeigen“, sagt Dr. Jürgen Wilbert, der die Tagung moderiert.

In philosophischen Gesprächen überlegen die Aphoristiker beispielsweise, woher der Aphorismus seinen Wert hat, wer den Wert festlegt oder ob der Wert allgemeingültig ist. Außerdem hinterfragen sie, ob nicht der Aphorismus auch Werte vernichten kann, die schon länger bestehen und inwiefern man ihn dann selber wertschätzen kann.

Hendrik Steimann :: Seitenanfang ::
5. Aphoristikertreffen

Vom Wert der Worte

WAZ Hattingen, 19. Okt. 2012

Hattingen. Um den „Aphorismus im Wandel der Werte“ geht es beim 5. Aphoristikertreffen vom 1. bis 3. November im Stadtmuseum.

Die kurze Gattung hat das Zeug zu einer langen Hattinger Tradition. Ist es doch das bereits 5. Internationale Aphoristikertreffen, das Freunde jener literarischen Gedankenflüge Anfang November in ihrer Bundesheimstadt zusammenbringt. Bekanntlich hat das Deutsche Aphorismus-Archiv seinen Sitz in Hattingen. Und die Stadt sonnt sich gerne im Glanz des Alleinstellungsmerkmals.

„Sie stehen vor einem Scherbenhaufen und bewundern, wie fein das Porzellan ist.“ Mit Beiträgen wie diesem hat Ludwig Fienhold aus Frankfurt im Mai den Aphorismus-Wettbewerb 2012 gewonnen, der – auch das hat Tradition – den Treffen im Zwei-Jahres-Rhythmus vorgeschaltet ist. Rekordverdächtig war die Teilnahme in diesem Jahr. 548 Einsendungen mit je fünf Aphorismen erreichten die Jury unter anderem aus Österreich, Argentinien und Kanada.

Werte – das Thema ließ die Gedanken fliegen. „Atheisten im Ausnahmezustand: flehen zu Gott um das Ausgleichstor.“ „Es gibt Leute, die sich gar nicht bewegen. Wie soll man die aufhalten?“ „Prinzipienreiter satteln nicht um.“ Drei Beispiele für viele. Und ganz ohne Frage Appetitmacher für das pralle Programm beim dreitägigen Aphoristikertreffen 2012 vom 1. bis 3. November im Stadtmuseum in Blankenstein.

Fachvorträge gibt es. Und den kollegialen Austausch der Wort-Profis. Aber auch die breite Öffentlichkeit hat Gelegenheit, die unterhaltsame wie intelligente Literaturgattung in ihrer Bedeutung auch für unsere Gegenwart zu erleben. So gibt es nach der offiziellen Eröffnung der Veranstaltung am Donnerstag, 1. November, um 18 Uhr durch Bürgermeisterin Dagmar Goch um 19.30 Uhr einen musikalischen Rezitations-Abend mit Oliver Steller über den Aufklärer Lessing. Kabarettist Ingo Börchers beendet die dreitägige Wort-Wenderei am Samstag, 3. November, um 19.30 Uhr mit einem Ritt über die Datenautobahn: „Die Welt ist eine Google.“

Ulrich Laibacher :: Seitenanfang ::

Begeisterung für das originelle Wort

Stadtspiegel Hattingen, 31. Okt. 2012

(von Dino Kosjak) Vom 1. bis 3. November lädt das Deutsche Aphorismus-Archiv zum 5. Internationalen Aphoristikertreffen in Hattingen. Kabarett, Lesungen und musikalische Abende gehören zum öffentlichen Programm (siehe Kasten).

Auf die Idee brachte ihn ein Zitat von Elias Canetti: „Die großen Aphoristiker lesen sich so, als ob sie einander gut gekannt hätten.“ Dr. Jürgen Wilbert war damals noch Leiter der Volkshochschule und gerade unterwegs von Düsseldorf nach Hattingen. Er fragte sich, wie es wäre, wenn sich die Aphoristiker tatsächlich einmal kennen lernten. So kam es im November 2004 zum 1. Deutschen Aphoristikertreffen in Hattingen. In diesem November findet es zum fünften Mal statt, mittlerweile allerdings als Internationales Aphoristikertreffen – mit Teilnehmern auch aus Österreich, Luxemburg, Italien, Skandinavien und England. Aphorismen sind uns allen vertraut: knappe, bissige Formulierungen, deren unerwartete Wendungen uns aufmerken lassen, unsere Gewohnheiten in Frage stellen. Beliebt sind sie als Kalendersprüche. Weniger bekannt ist, dass Aphorismen eine eigene Literaturgattung sind, die seit jeher gepflegt wurde – sowohl von berühmten Schriftstellern als auch von Laien. „Im heutigen Literaturbetrieb allerdings spielen Aphorismen kaum noch eine Rolle“, sagt Dr. Jürgen Wilbert. „Wir möchten ihnen zu neuer Aufmerksamkeit verhelfen.“ Dieses Ziel verfolgen Dr. Wilbert und seine Mitstreiter sowohl mit den Aphoristikertreffen als auch mit dem Deutschen Aphorismus-Archiv. Die Idee zur Gründung des Archivs entstand im Rahmen des Aphoristikertreffens im November 2004. Jürgen Wilbert nahm Kontakt auf zu Friedemann Spicker, einem namhaften Aphorismusforscher, der sich für die Idee sofort begeisterte. Mit Unterstützung der Stadt Hattingen und des Ennepe-Ruhr-Kreises kam die Gründung eines Fördervereins und Einrichtung des Archivs rasch voran. Untergebracht ist das Archiv im Stadtmuseum Hattingen. Der Anspruch sei bewusst hoch, wie Friedemann Spicker betont: „Wir haben den Ehrgeiz, alles zu sammeln, was überhaupt zu dieser kleinen Literaturgattung gehört.“ In diesem Jahr findet das Aphoristiker-Treffen statt unter dem Titel „Wertsetzung – Wertschätzung. Der Aphorismus im Wandel der Werte“. Vom 1. bis 3. November werden die Teilnehmer diskutieren, wie Aphorismen und unsere Wertvorstellungen einander beeinflussen.

Programm:

Wie in den Vorjahren gibt es wieder Veranstaltungen, die sich ausdrücklich an die Öffentlichkeit wenden. „Es geht uns gerade auch darum, ein breites Publikum für das originelle und intelligente Wort zu begeistern“, so Dr. Jürgen Wilbert.

Zu den öffentlichen Veranstaltungen zählen der Auftritt von Oliver Steller, der Texte von Gotthold Ephraim Lessing musikalisch vorträgt (Donnerstag, 1. November, 19.30 Uhr, Stadtmuseum), aphoristische Lesungen (Freitag, 2. November, 18 Uhr, May­ersche Buchhandlung, Obermarkt, und 20 Uhr, Café am Stadtmuseum in Blankenstein mit Jazz-Ausklang) und der Auftritt des Kabarettisten Ingo Börchers (Samstag, 3. November, 19.30 Uhr, Stadtmuseum in Blankenstein).

Zu allen Veranstaltungen gibt es an der Abendkasse noch Karten. :: Seitenanfang ::

Besinnliches von Dr. Jürgen Wilbert:
"Olympischer Nachgeschmack"

Hattinger Stadtspiegel, 18.08.2012

Hattingen: Stadtmuseum Hattingen |
Erinnern Sie sich noch an die Olympischen Spiele in London? Am vergangenen Sonntag sind sie zu Ende gegangen. Sie hielten die Medienlandschaft gefühlte sechs Monate besetzt, ja selbst im Lokalteil der Zeitungen fanden sich Berichte von Müttern, Vätern, Großeltern oder Schulkameraden von Olympioniken, die stellvertretend all ihre Hoffnung auf Edelmetall setzten – was in Zeiten der Finanzkrise nur allzu verständlich ist.

Was konnte man nicht alles mit verfolgen: Eine von Weinkrämpfen erschütterte Asiatin, die ihren Kampf um Gold aufgrund eines Fehlers der Zeitmessung verlor, eine Amerikanerin eher gesetzten Alters, die mit ihrem Gewehr ohne Fehlschuss um sich ballerte, Teenager, die Gewichte stemmten und vor und nach ihrer Aktion von alten Männern getätschelt wurden, ständig triumphierend aufschreiende Athleten – gleichgültig, ob sie nun einen Punkt gemacht haben oder nicht, Volleyballerinnen in knappsten Bikinis, die im Sand um die Gunst des grölenden Partypublikums baggerten…

Was ist von alledem geblieben? Denn am Nachgeschmack zeigt sich erst, ob es wirklicher Genuss gewesen ist. Um es in einem Satz, dem Titel eines Abba-Hits, zusammenzufassen: „The winner takes it all.“

Die zweiten, geschweige denn die dritten oder gar die „unter ferner liefen“ kommen in der Berichterstattung nicht mehr vor. Da schon eher die Verletzten, die kläglich Gescheiterten oder die vom Kampfgericht offenkundig Benachteiligten.

Dabei sein ist schon längst nicht mehr alles. Was zählt, ist Edelmetall und sonst gar nichts.

Womit wir generell beim Thema Werte gelandet wären. Denn waren und sind die Olympischen Spiele nicht stets eine zeitnahe Bühne für praktizierte menschliche Tugenden und Laster, womit nicht nur Doping gemeint ist? Heine hat sich einmal so geäußert: „Geld ist rund und rollt weg. Bildung bleibt.“ Medaillen sind im Übrigen auch rund.

Doch was sind bleibende Werte? Bei Wertanlagen denken die meisten inzwischen ohnehin an Aktien und Immobilien. Da gibt es ja auch die entsprechenden Berater.

Für manche stehen Werte halt nur noch auf dem Papier. Und Papier ist bekanntlich geduldig.

Doch wer berät uns, wenn es um Moral, ethische Werte – herkömmlich auch Tugen­den genannt – geht? Ich meine etwa solche charaktergebundenen Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Fairness, Mitgefühl, Mäßigung, Besonnenheit, Aufmerksamkeit, Dankbarkeit, Toleranz.

In der FAZ war vor kurzem in einem Artikel über den Aphorismenwettbewerb von DAphA zum Thema „Vom Stellenwert der Werte“ gar von „Hattinger Werten“ die Rede. Welche Werte könnten das sein?

Mit dieser Frage lasse ich Sie nun allein, aber nicht, ohne Ihnen hier einige Wertvorschläge zu unterbreiten: Freundlichkeit, Humor, Echtheit, Ausdauer, Bescheidenheit.

Doch dabei sollte man beachten, dass die Übertreibung einer Tugend auch schnell zum Laster werden kann. So kann Sparsamkeit auch in Geiz umschlagen.

Im Übrigen gilt ja nach wie vor Selbsterkenntnis als der erste Weg zur Besserung.

>Und daher widmet sich das nächste Aphoristikertreffen vom 1. bis 3. November 2012
www.aphoristikertreffen.de
in Hattingen im Stadtmuseum im OT Blankenstein
(einige Tagungsplätze sind noch frei!)
ganz dieser Thematik
„Wertsetzung – Wertschätzung. Der Aphorismus im Wandel der Werte.“

Hattingen bleibt also am Ball – auch nach Olympia, was die Wertediskussion betrifft.

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Aphorismen

Vom Stellenwert der Werte

WAZ - 08.02.2012 | 16:30 Uhr

Hattingen. Das Hattinger Aphorismus-Archiv ruft im Vorfeld des 5. Internationalen Treffens zu einem Wettbewerb auf.

Hattingen hat sich seit 2004 mit bisher vier Aphoristikertreffen und als Sitz des Deutschen Aphorismus-Archivs überregional einen Namen als „Heimstadt des Aphorismus“ gemacht, seit 2008 auch mit den Aphorismus-Wettbewerben. Nach dem Aphoristikertreffen 2010, das unter dem Motto „Gedankenübertragung“ stand und auch Wertungsfragen aufwarf, wurde beschlossen, beim nächsten Treffen das Thema „Werte“ in den Mittelpunkt zu stellen.

So wird es nun geschehen. „Wertsetzung – Wertschätzung. Der Aphorismus im Wandel der Werte“ lautet das Leitthema des 5. Internationalen Aphoristikertreffens, das 2012 traditionsgemäß Anfang November im Stadtmuseum durchgeführt wird.

Einmal mehr stellen die Veranstalter – der Förderverein Deutsches Aphorismus-Archiv und der Fachbereich Weiterbildung und Kultur der Stadt – zur thematischen Einstimmung einen Wettbewerb voran. Gebeten wird um maximal fünf Aphorismen, literarische Antworten auf die Frage nach dem „Stellenwert der Werte“. Was ist mit Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauen, Rücksicht? Wie ist es um Mäßigung, Nächstenliebe, Toleranz und Verantwortung bestellt?

Teilnehmer schicken ihre Beiträge bis zum 30. März per E-Mail an: aphorismus@hattingen.de. Nach einer Juryentscheidung werden nur die Gewinner benachrichtigt und auf der Internetseite www.dapha.de ab dem 2. April veröffentlicht. Eine Publikation mit den Beiträgen der Gewinner wird den Wettbewerb wie in den vergangenen Jahren abschließend dokumentieren. Die Präsentation der Anthologie mit Lesung der Preisträger wird am 6. Juni um 19.30 Uhr im Café am Stadtmuseum erfolgen.

In der Jury sitzen: Petra Kamburg, Fachbereich Weiterbildung und Kultur der Stadt Hattingen, Dr. Friedemann Spicker, Aphorismusforscher und Leiter des Deutschen Aphorismus-Archivs Hattingen, Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck, emeritierter Universitätsprofessor und Aphoristiker, Dr. Jürgen Wilbert, Aphoristiker und Vorsitzender des Fördervereins Dapha Hattingen, und Ulrich Laibacher, Leiter der WAZ/WR-Lokalredaktion Hattingen.

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Aphorismen-Wettbewerb 2010

veranstaltet vom
Förderverein des Deutschen Aphorismus-Archivs e. V. (DAphA) und Stadtmuseum Hattingen in Zusammenarbeit mit dem Stadtspiegel Hattingen

Aus ganz Deutschland waren Sieger, Geehrte und Ausgezeichnete in den Vortragsraum des Stadtmuseums Hattingen zu Blankenstein gekommen, um kurzen, prägnanten Sinnsprüchen zu lauschen und einen vergnüglichen Abend mit Gleichgesinnten zu verbringen. Mit der Preisverleihung an (v.l.) Sieger Harald Schmid, Holger Seitz und den Zweitplatzierten Horst A. Bruder fand der diesjährige Aphorismus-Wettbewerb zu "Gedanken-Übertragung" seinen Höhepunkt und Abschluss. Sie erhielten aus den Händen von Dr. Jürgen Wilbert, der den Abend zudem launig moderierte, eine Radierung des Hildener Künstlers und Aphoristikers Hans-Joachim Uthke, den „Hattingen Igel“, sowie Sachpreise. Der Gewinner beispielsweise konnte sich über einen Canon Scanner/Kopierer freuen, den der STADTSPIEGEL genauso gespendet hatte wie einen MP3-Player. Von Foto & Studio Tischler kam eine Digital-Kamera für den Zweitplatzierten, die Inhaber Hans-Peter Schuffert persönlich überreichte. Mehr steht im aktuellen STADTSPIEGEL!
Foto: Strzysz

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4. Internationales Aphoristikertreffen: Sprachkürze gibt Denkweite

Hattingen, 07.11.2010, Thomas Bathge
Hattingen. Fachtagung in Blankenstein: Dr. Jürgen Wilbert und Co. wollen Menschen mit ihren Gedankenanstößen Freude machen.

"Sprachkürze gibt Denkweite." So lautete das Motto des Deutschen Aphoristikerarchivs (DAphA), das an diesem Wochenende zum internationalen Treffen der Aphoristiker unter dem Titel "Gedanken-Übertragung" ins Stadtmuseum nach Blankenstein eingeladen hatte.

Seit Donnerstag diskutierten die Teilnehmer zum vierten Mal seit 2004 über Aphorismen und überlegten, wie es gelingt Erkenntnisse kurz und prägnant auf den Punkt zu bringen. Als wenn dies nicht schwer genug wäre, stellten sich die 40 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Finnland und Polen in verschiedenen Arbeitsgruppen und Vorträgen auch dem Problem der Übersetzbarkeit ihrer Denkanstöße in verschiedene Sprachen.

"Über Aphorismen muss man nachdenken." Sie seien keine bloßen Sprüche, sagte der Vorsitzende des Fördervereins der DAphA Dr. Jürgen Wilbert. Trotzdem habe sich das Treffen nicht nur an Experten gerichtet. "Unsere Hoffnung ist, dass es den Menschen Freude macht, unsere Gedankenanstöße zu lesen und zu hören", erklärte Wilbert. Besonders gut seien der Kabarettist Max Uthoff und die Lesestationen der Aphorismus-Karawane in der Stadt angekommen, berichtete Wilbert stolz. Auch erwartete er noch einen wortwitzigen Ausklang des Tagungs-Wochenendes mit dem Wort-Musik-Kabarett des Duos Faltsch Wagoni.

Aphorismen stammten ursprünglich aus der griechischen Antike, erklärte Wilbert. Unter Hippokrates seien dies knapp formulierte medizinische Lehrsätze gewesen. Heute versuche der Aphoristiker sprachlich und gedanklich pointiert zum Beispiel seinen Unmut mit Politik und Gesellschaft zu verarbeiten, sagte Wilbert. Häufig würden dabei Metaphern verwendet. Bei Stanislaw Lec höre sich das so an: "Politik: Derby trojanischer Pferde", zitierte Wilbert einen seiner Lieblingsaphoristiker. Nicht jeder Mensch interpretiere die Gedankenanstöße in gleicher Weise oder mit Lec gesprochen: "Gedanken wechseln die Köpfe und nehmen deren Form an."

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Kongress: Aphorismen - wer mit dem Volk träumt . . .

Kultur, 05.11.2010, DerWesten

Hattingen. Sie kommen aus allen Ländern hierher - um es kurz zu machen. Vom 4. bis 6. treffen sich Freundes des Aphorismus' in Hattingen. Jürgen Wilbert stellt das Festival auf die Beine und schreibt selbst Aphorismen. Ein Gespräch.

Eine gemütliche Kleinstadt an der Ruhr ist über die Jahre zur Heimstatt des Sinnspruchs geworden. Am heutigen Samstag endet in Hattingen das "4. Internationale Aphoristikertreffen". Jürgen Wilbert zählt zu den Köpfen des feingeistigen Festivals. Lars von der Gönna entlockte ihm Aphorismen zu Themen des Tages - natürlich in aller gebotenen Kürze.

Herr Wilbert, das Wetter heute ist ja ausgesprochen scheußlich. Darf man als Aphoristiker auch zu so etwas Banalem wie fiesem Ostwind Sinnsprüche klopfen?

Jürgen Wilbert: Das Blattwerk steht in Windeseile vor seiner Vollendung.

Bravo! Vermutlich fällt Ihnen zu Obamas sinkendem Stern auch gleich das Passende ein...

Wer mit dem Volk träumt, muss mit dessen Aufwachen rechnen.

Unterirdische Schwabenstreiche

Und was heißt Stuttgart?21 auf Aphoristisch?

Im Land der Schwaben finden die Streiche jetzt unterirdisch statt.

Allgemeingültiger: Früher bedeutete Politik das Bohren dicker Bretter, jetzt ist überall der Wurm drin.

Körperteile und Kopfnoten

Der gute Aphoristiker hilft uns, die Welt zu verstehen. Ein bisschen verteilt er auch Zensuren. Womit wir beim Thema Kopfnoten sind...

Da zitiere ich gerne den Bochumer Aphoristiker Anselm Vogt: Wenn die Einführung von Kopfnoten als Neuigkeit gefeiert wird, stellt sich doch die Frage, welcher Körperteil vorher bewertet wurde.

Noch was Staatstragendes zum Schluss. Wir mussten jüngst das Kraken-Orakel Paul zu Grabe tragen.

Vor lauter Medienpräsenz geht die Geistesgegenwart verloren. Vielleicht passt zum Thema Paul aber noch besser ein Satz von Georg Christoph Lichtenberg, dem Ahnherren aller Aphoristiker: Vom Wahrsagen lässt sich's wohl leben in der Welt, aber nicht vom Wahrheit sagen.

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Aphoristikertreffen: Gedanken auf dem Sprung

Hattingen, 04.11.2010, Brigitte Ulitschka
Hattingen. Aphoristiker verlieren bei Tagung aber nicht den roten Faden, sondern arbeiten kurz und knapp an Geistesblitzen.

Sie sind nicht in jedem Gespräch wohl gelitten. Jene Zeitgenossen, die von einem Thema zum anderen hüpfen. Machen einen kirre, weil sie sich augenscheinlich nicht auf eine Sache konzentrieren können, keinen roten Faden haben, sondern Gedankensprünge machen. Beim internationalen Aphoristikertreffen, das am Donnerstagabend mit Kabarett im Stadtmuseum startet, ist das kein Manko, sondern Programm.

Ganz kurz fassen sie sich nicht, die Anhänger der kurzen, knappen Sprüche aus dem In- und Ausland, die sich jetzt zum vierten Mal in Hattingen zusammentun. Immerhin brauchen sie drei Tage, bis sie zu Potte kommen. Dafür brüten die über 30 Teilnehmer aber auch nicht bloß zwei, drei Aphorismen aus, sondern handeln das Thema ab von vorn bis hinten, von Hippokrates bis Lec. Sogar das Denken wirft gelbe Falten, wenn Dr. Andreas Steffens Sprach-Bild und Bild-Sprache diskutiert.

Kurz und bündig? So geht's wohl nicht immer ab, wenn Dr. Joachim Schultz sich über Probleme beim Übersetzen von Aphorismen hermacht. Die Übersetzung in andere Sprachen ist Schwerpunkt. Es wird Polnisch-Deutsch, Deutsch-Polnisch. Und reicht von Swift bis Wilde mit einem Vortrag von Alexander Eilers über englische Aphorismen in deutscher Sprache. Vier Workshops machen sich parallel über Fragestellungen her. Und die kurzen Sprüche strecken ihre Fühler bei der vierten Auflage der internationalen Tagung bis in Schulen aus, wo Aphoristiker-Teams lesen und mit den Jugendlichen arbeiten. Konzentration kann man den Teilnehmern nicht absprechen. Beim Gedankensprung kommen sie zur Sache, bleiben ohne abzuschweifen beim Thema.

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Aphoristikertreffen : Artgerechte Unterhaltung

Hattingen, 29.10.2010, WAZ Redaktion
Hattingen. Kabarett beim Aphoristikertreffen: Max Uthoff und Faltsch Wagoni gastieren in Hattingen.

Das vierte internationale Aphoristikertreffen vom 4. bis zum 6. November wird von zwei Veranstaltungen eingerahmt. So kommt am Donnerstag, 4. November, um 19.30 Uhr mit Max Uthoff ein Neuling in der deutschen Kabarettszene ins Stadtmuseum. Doch er sei schon mehr als ein Geheimtipp, so die Veranstalter, denn sein Programm hat mehrfach erste Preise sowohl bei der Jury als auch beim Publikum erhalten. "Es bietet einen wilden Ritt durch Kindheit, Nation und die deutsche Parteienlandschaft." Also Grund genug für die Aphoristiker, ihn zur Eröffnung einzuladen. Der Eintritt beträgt zehn Euro.

Das Musik-Kabarett-Duo Faltsch Wagoni hat bereits im Jahr 2008 das Publikum in Hattingen begeistert, nun kommen sie am Samstag, 6. November, um 19.30 Uhr mit ihrem neuen Programm wieder zum Zuge - zum "wort-wilden, artgerechten" Abschluss des Treffens.

In "Wort & Wild" besingen Silvana und Thomas Prosperi die Gene von Irene und den Tarzan von Marzahn, sie träumen vom Land, wo die Toleranzen blühen und von einer Gesellschaft, die mit "mehr Weniger" auskommt. "Dabei glänzen sie immer wieder durch ihre Art der Sprachmülltrennung", so die Info.

Der Eintritt kostet zwölf Euro. Karten sind über das Stadtmuseum, ..., erhältlich. :: Seitenanfang ::

FAZ-Ankündigung

FAZ, 5. Februar 2010

Die kleine Gegenaggression ist der Aphorismus seit je gewohnt, die verdient er sich in den besten Fällen auch redlich, das ist gewissermaßen seine Profession. Aber wenn alles faktisch durcheinander geht, dann geht verdeckte Häme fehl, und auch die "Kurzform" hilft da nicht. Es gibt in der Tat einen Wettbewerb. Was wäre da zu behöhnen? Der von vor zwei Jahren ist in einem Büchlein dokumentiert und steht damit der Kritik offen. Es gibt außerdem - zum 4. Mal schon - einen "Kongress", der sich bescheiden "Treffen" nennt. Wenn sich Lyriker, Dramatiker oder Haiku-Dichter treffen, ist das natürlich nicht der Kritik wert. Was wäre also zu behöhnen, wenn sich Aphoristiker treffen?

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Alfred Polgar